SideBySide Spiel

 

„Side By Side“, ein vielfältiges Kommunikationsspiel, das Menschen zusammenbringt und eine Einfühlung in die Borderline-Persönlichkeitsstörung ermöglicht „Side By Side“ wurde von Sabine Thiel, Till Meyer und Ronald Hild gemeinsam im Trialog zwischen Borderline-Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten entwickelt.

Das Spiel kann im therapeutischen und privaten Rahmen gespielt werden. Besonders geeignet ist es für einen Verständigungsprozess zwischen Betroffenen, Angehörigen / Freunden und Therapeuten im Rahmen von ambulanten Therapiegruppen, Selbsthilfegruppen und Kliniken.

Dabei geht es nicht, wie man es üblicherweise von einem Gesellschaftsspiel erwartet, ums Gewinnen. Ganz im Gegenteil, es wird nicht gegeneinander, sondern miteinander gespielt.

Dabei wird eine spielerische und mitmenschliche Annäherung an die Innenwelt der Borderline-Betroffenen möglich. Der spielerische Charakter nimmt die Schwere und die Ängste, die in der Regel für Außenstehende mit der Borderline-Thematik verbunden sind. Das Spiel eröffnet einen gemeinsamen Prozess des Verständnisses füreinander. Die einzige Voraussetzung für das Mitspielen ist, sich möglichst offen auf das einzulassen, was sich im Laufe dieses Prozesses entwickelt.

Das Erste, was an diesem Spiel auffällt, ist die ansprechende und liebevolle Gestaltung. So entsteht schon beim Auslegen des Spielfeldes mit seinen Teilspielen eine warme Atmosphäre.

Zu Beginn wählt jeder ein Symbol für seine Spielfigur. 16 Symbole (z.B. Tiere wie Elefant, Schildkröte, Schmetterling, Bär oder andere Symbole wie Sonne, Regen, Blitz, Herz, Heißluftballon, Leuchtturm) sind im Spiel enthalten, man kann aber auch eigene anfertigen. Jeder Mitspieler begründet dann, weshalb er sein Symbol gewählt hat. Dieser Einstieg verbindet die Gruppe, da jeder frei von Druck so viel von sich selbst preisgeben kann, wie er im Moment möchte.

Das Spiel kann sehr individuell und variabel gespielt werden, da es aus acht Teilspielen besteht, aus denen das Spielfeld von der Gruppe selbst gestaltet wird. So ist es möglich die Teilspiele auszuwählen, die für alle Mitspieler passen und auf andere zu verzichten, die entweder gerade nicht so interessant oder zu herausfordernd erscheinen.

Die Teilspiele haben eine große Bandbreite und enthalten unterschiedliche Aufgaben für die Mitspieler:

  • Hineinversetzen in Situationen aus der Perspektive von Borderline-Betroffenen,
  • aktives Nachspielen von Situationen,
  • Selbstreflexion,
  • Herauslesen versteckter Botschaften,
  • Wissensfragen und vieles mehr.

Besonders ansprechend sind die Bildkarten, auf denen der Fotograf Patrick Kaut in Zusammenarbeit mit Betroffenen verschiedene Gefühlszustände von Borderlinern eindrucksvoll und berührend in Szene setzt. Zu diesen Bildern soll im Spiel frei assoziiert werden. Im Lauf des Spiels erhalten die Spieler für erfüllte Aufgaben kleine Karten mit unterschiedlichsten Symbolen.

Ein besonders schöner verbindender Abschluss ist dann, dass die Gruppe aus den Symbolen gemeinsam eine Geschichte entwickelt, in der jeder mit seinen Ideen vorkommt. So steht am Ende des Spiels kein Gewinner, sondern die Freude an der Geschichte, die spontan miteinander erzählt wird. Das Spiel kann sowohl für Betroffene als auch für Nichtbetroffene eine Herausforderung darstellen, da eine Konfrontation mit schwierigen seelischen Inhalten möglich ist. Genau deshalb geht es bei „Side By Side“ auch um das Setzen von Grenzen.

Jeder Spieler erhält eine Stopp-Karte, die er jederzeit anwenden kann, wenn er sich einer Aufgabe nicht gewachsen fühlt oder durch eine Situation überfordert ist. Er kann sich dann eine Aus-Zeit nehmen, um sich zu regulieren oder das Spiel wird gemeinsam unterbrochen, da es nicht darum geht, Anforderungen zu genügen, sondern um den gemeinsamen Prozess, in dem jeder mit seinem persönlichen Ausdruck und mit seinen Grenzen so angenommen wird, wie er ist. Dadurch entsteht ein schützender Rahmen, der einer möglichen Retraumatisierung durch Spielinhalte entgegenwirkt. Im Gegenteil führt das Spiel eher zu einer Entlastung der Betroffenen, wenn andere die Bereitschaft haben, sich auf ihre Gefühlswelt einzulassen und ihr Erleben mit ihnen zu teilen.

„Side By Side“ ist aus dem Miteinander mit den Borderline-Betroffenen entstanden und eine echte Innovation, eine völlig neue Art mit dem Thema umzugehen. Die Idee des spielerischen Miteinanders in der Auseinandersetzung auch mit schweren psychischen Inhalten wird von den Betroffenen sehr begrüßt, da es für Außenstehende so leichter wird, sich auf deren Innenleben einzulassen, ohne es zu dramatisieren.

„Side By Side“ eröffnet eine ganz andere Perspektive. In dem Spiel steckt das Potenzial, neue Horizonte im Miteinander mit Borderline-Betroffenen zu entwickeln.

Dipl.-Psych. Hedda Rühle (HP Psych, selbständig in freier psychotherapeutischer Praxis, Dozentin, Buchautorin) https://www.praxisruehle.de/